Wie jedes Jahr empfehlen wir die Transmediale und das CTM-Festival vom 31.1. bis 3.2.2019 in Berlin für alle, die an Kunst und digitaler Kultur interessiert sind.
Die transmediale 2019 beschäftigt sich damit, wie Gefühle zu Objekten technologischen Designs gemacht werden und stellt die Frage, welche Rolle Emotionen und Empathie in der digitalen Kultur spielen. Eine der Schlüsselfragen der nächsten Festivalausgabe ist „What moves you?“. Sie bezieht sich damit nicht nur auf eine emotionale Reaktion, sondern auch auf die Infrastrukturen und Ästhetiken, die bestimmen, auf welche Art und Weise Affekt heute als politische Kraft instrumentalisiert wird.
Mit der Implementierung digitaler Technologien in die Unmittelbarkeit von Erfahrungen ist eine neue Situation für sozialen Wandel und kulturelle Praxis entstanden, die gegenwärtig entweder zu politischen Extremen oder extremer Bequemlichkeit zu führen scheint. Wie kann man sich den manipulativen und polarisierenden Aspekten von Affekt in der digitalen Öffentlichkeit widersetzen, die sich einerseits in der Sackgasse einer Politik der Gefühle ausdrücken und andererseits in der Tendenz, sich der Verantwortung komplett zu entziehen? Was motiviert soziales Engagement? Wie können neue Formen der Fürsorge und Solidarität entwickelt und umgesetzt werden?
Zum ersten Mal seit vielen Jahren hat die bevorstehende Festivalausgabe keinen Titel, um Möglichkeiten der Entstehung zu eröffnen: Als Reaktion auf eine krisenhafte Zeit will sich die transmediale auf Live-Praktiken und die Schaffung einer Lernumgebung konzentrieren statt auf die Festschreibung von Bedeutung.
In dieser Umgebung soll der Fokus darauf liegen, neue Gefühlstechnologien zu verstehen und einen Umgang mit ihnen zu finden. Digitale Kultur ist längst zu einem Instrument geworden, um „structures of feeling“ – nach Raymond Williams gelebte Erfahrungen und kulturelle Ausdrucksformen, die sich von vermeintlich starren sozialen Produkten und Institutionen unterscheiden – zu erfassen und zu lenken. Solche Erfahrungen und Ausdrucksformen schaffen heute die affektiven Räume von sozialen Medien, formulieren Gestaltungsimperative in Bezug auf künstliche Intelligenz und scheinen durch virtuelle Realität Empathie wecken zu können. In diesem Zusammenhang gibt es die Neigung, soziale und politische Themen zu emotionalisieren und in binäre Entscheidungen von „dafür“ und „dagegen“ zu reduzieren. Eine der aktuellen Herausforderungen ist es, gleichermaßen kritisch und bekräftigend zu agieren und dabei derartige Übervereinfachungen zu umschiffen. Zu diesem Zweck plant die transmediale 2019, lebendige, widersprüchliche und noch nicht vollständig geformte digitale Kulturen künstlerischer Vision, spekulativen Denkens, aktivistischer Intervention und gegenkulturellen Träumens in den Vordergrund zu stellen.
Mit einer starken Einbindung von Teilnehmer*innen und Publikum durch Diskussions- und Bildungsformate stellt die nächste Festivalausgabe kulturelle Emergenz in den Mittelpunkt: Um ein Umfeld für konzentriertes Arbeiten und Studieren zu schaffen, findet vor den öffentlichen Festivaltagen das neue Student Forum statt; auch das Workshop-Programm startet bereits am 29. Januar und setzt sich bis zum Ende des Fesivals fort. Darüber hinaus sind die neuen transmediale Study Circles Teil des Programms, die einzelne Aspekte des Festivalthemas näher beleuchten. Die Study Circles Affective Infrastructures und Uneasy Alliances bestehen aus Arbeitsgruppen, in denen die Teilnehmenden vor, während und nach dem Festival zusammenkommen, um verschiedene Ergebnisse wie Workshops, Veranstaltungen und Publikationen zu generieren.
Zum Programm: https://2019.transmediale.de/events/schedule